Zeitzeuge Hans Ebeling

Für den Hof, für die Familie

Zeitzeuge Hans Ebeling

Hans Ebeling, geboren am 23.12.1932 in Hildesheim

Alltag im Schutzstreifen der Grenze

Zwangsaussiedlungen

Landwirtschaft im Grenzgebiet

Die Wendezeit

Alltag im Schutzstreifen der Grenzen

Es gab einen 500m Streifen, wo mein Heimatdorf Vockfey war, dann eine 5 Kilometer-Sperrzone, die dann wieder weiter ins Land reinging.

Die für 500m Streifen wir durften nachts nicht mal nach Hause kommen, wir mussten abends vor Dunkel werden, nach Hause kommen und bei Sonnenaufgang morgens, das war für unsere Kinder auch schwer, wenn sie irgendwann mal waren, die konnten nicht mal nach Hause kommen.

So ist es uns auch mal ergangen, wir waren zu einer Hochzeit im Sommer, morgens um 5, sind wir nach Hause gekommen, war schon Tag hell, aber die Sonne war noch nicht aufgegangen.

Da mussten wir vor dem Dorf und der Bewachung stehen bleiben, bis die Sonne aufging und durften wir schließlich nach Hause fahren.

Ich habe ja meine Frau hier in Konau kennengelernt und wenn ich sie auch noch vom Tanz nach Hause gebracht und bin dann von Darchau nach Vockfey durchs Feld nach mit dem Fahrrad gefahren.

Das durfte man ja eigentlich nicht, wir durften nur auf den Haupt Straßen wo Schlagbäume waren reinfahren.

Dann hat man auch mal geschossen und ist auf mich zugekommen als wenn ich ein Verbrecher wäre, aber viel wie gesagt haben wir nicht getroffen und obwohl auch in die Luft geschossen.

Zwangsaussiedlungen

Ich bin morgens mit den Pferden zum Schmied geritten und wollte die Pferde beschlagen lassen.

Und auf halben Weg von Vockfey nach Stapel begegnete mir unsere Nachbarin und die hat mir dann unter Tränen erzählt, dass sie innerhalb dieser kurzen Zeit aus Vockfey raus mussten.

Die waren ??? gewesen und hatte von der Bank noch Geld geholt.

Die Bank durfte an die eigentlich gar kein Geld mehr auszahlen, die aber der Bankangestellte hatte das auf dem Tag vordatiert und so hatte er jeder noch Geld gegeben, also die Menschen, die da gearbeitet haben, die haben sich auch bemüht, das so zu machen, dass sie noch Geld kriegen konnte.

Landwirtschaft im Grenzgebiet

Hinterm Deich, das durften nur welche betreten, die einen grünen Passierschein mit einem roten Strich durchhatten.

Das musste extra noch auf einer Liste eingereicht werden, das wurde noch mehr kontrolliert und da kamen nur verheiratete Menschen hin, Ledige durften gar nicht hin, weil man Angst hatte, dass die abhauten.

Und dann, wenn wir das überhaupt bewirtschaften wollten, zuerst hatten wir auch wieder das ging aber gar nicht, dann musste das 14 Tage vorher beim Grenzkommando angemeldet werden und an dem Tag an dem es dann war, dann kam jemand (da waren überall Pforten) und schloss das auf und dann wenn wir ernten, Heu oder Silage machen wollten. Es wurde dann unter Bewachung geerntet.

Manchmal kam man mit den Maschinen gar nicht durch die Pforte, weil es angeblich eine Grenzverletzung gab und dann konnten wir ohne etwas zu tun wieder nach Hause fahren.

Das war also gar nicht so einfach, das hinter dem Deich zu bewirtschaften.

Die Wendezeit

Als das im Fernsehen berichtet wurde, also wir wussten überhaupt nicht, was man sagen sollte. Das konnte ich gar nicht glauben, dass das überhaupt so kam.

Es wurde natürlich – es bröckelte schon ein bisschen mehr – man versuchte auch schon ein bisschen mehr zu sagen.

Zur Wendezeit waren ja schon die Demonstrationen überall in den Städten .Bei uns in Stapel in der Kirche war dann am 30. Oktober am Reformationstag eine große Veranstaltung. Dort habe ich dann auch mich darüber beklagt, dass wir vieles schon hätte anders sein können:

Der Zaun hätte schon weg sein können, die LBGn hätten freier wirtschaften können und alles sowas. Aber schließlich wussten wir dann auch nachher, dass um die Kirche herum Stasi Spitzel gestanden hatten.

Als der Zaun dann fiel, haben wir ja selbst in Zaun noch abgebaut, davon habe ich auch noch Bilder.

Zunächst war das ja noch alles zugeschlossen und meine jüngste Tochter, die 1967 geboren ist war bis dahin nie hinter dem Deich gewesen.

Zur Wendezeit 89 war meine Enkelin gerade geboren und meine Tochter wollte mit dem Kinderwagen über den Deich und hat der Schwiegersohn einfach die Pforte aufgesägt. Sie hat dann das erste Mal eine Elbüberfahrt gemacht und als sie wiederkam dann waren die beiden Pforten auf.

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